Anwendungsfall im Maschinen- und Anlagenbau

Predictive Maintenance

Proaktive Durchführung von Wartungen und Vermeidung von Stillständen durch die Überwachung und Analyse von Live-Daten.

Typische Problemstellung in der Industrie

Produktionsanlagen sind für Industrieunternehmen ein wichtiges Kapital und zentral für deren Wertschöpfungsprozess. Jedoch gestaltet sich deren Wartung und Instandhaltung oft zeit- und kostenintensiv, da sich in der Produktion der Industrie der Verschleiß von Werkzeugen, Komponenten und Bauteilen in einer Maschine oder Anlage teilweise sehr unterschiedlich vollzieht. Die Teile werden je nach Nutzung, Fertigungseinsatz und Belastung sowie Einsatzzeit oder Betriebszeit der Maschine unterschiedlich stark beansprucht. Als weitere Einflussfaktoren wirken Umgebungsbedingungen, wie bspw. Temperatur, Luftfeuchtigkeit oder Staub sowie auch die Häufigkeit der Wartung und Instandhaltung.

Häufig werden Bauteile bei der Wartung oder Instandhaltung gemäß Service- und Wartungsplan des Herstellers ausgetauscht, um Störungen und damit einen ungeplanten Stillstand aufgrund eines Maschinenausfalls oder des Versagens einer Komponenten während des Betriebs zu vermeiden.  Dies geschieht auch dann, wenn Elemente noch eine ausreichende Restlebensdauer bis zum nächsten Wartungstermin haben, da der tatsächliche Verschleiß meist unberücksichtigt bleibt. Trotzdem, dass der vorgegebene und starre Wartungsplan nach Zeitvorgaben eingehalten wurde, können weiterhin ungeplante Ausfälle und Stillstandszeiten auftreten. Auch der menschliche Einflussfaktor, der auf die Kompetenz und Gewissenhaftigkeit des jeweiligen Servicetechnikers zurückzuführen ist, wirkt in seltenen Fällen hier ebenfalls mit. 

Somit werden einerseits die Lebensdauer der Komponenten und Teile in der Regel nicht vollständig ausgenutzt und damit Werte ungenutzt „verschenkt“. Andererseits verursachen die kalenderorientierten regelmäßigen Wartungen nach Vorgaben der Hersteller meist hohe Kosten. Die trotzdem auftretenden, ungeplanten Stillstände und Ausfallzeiten stören den Produktionsprozess und sind zusätzlich teuer.

Doch wie können Unternehmen hier Abhilfe schaffen und vorausschauend agieren?

Predictive Maintenance als Lösung

Um die Funktion und den ordnungsgemäßen Zustand von Teilen in der Maschine oder Anlage sicherzustellen, werden kritische bzw. verschleißbehaftete Komponenten, Bauteile und Aggregate mit Sensoren ausgestattet. So besteht die Möglichkeit zur Erfassung relevanter Zustands- und Leistungsdaten, wie zum Beispiel Temperatur, Drehzahl, Drehmoment, Geräusche, Schwingungen, Füllstande, Viskosität, Druck, Taktzeit, Menge und Betriebsstunden. Oftmals können auch Daten bereits vorhandener Sensoren für die Datenerhebung genutzt werden. Alle diese Sensoren werden auf der Feldebene über das Industrial Internet of Things vernetzt, um die Daten einzelner Sensoren miteinander kombinieren und daraus Ableitungen treffen zu können. Unterstützung bei der kontinuierlichen Datenerhebung, Datenspeicherung und Auswertung zum Monitoring des Zustands der Maschinen bieten intelligente Softwaretools, wie z.B. die IIoT Building Blocks.

Diese Systeme unterstützen oftmals verschiedene Arten von Installationsmöglichkeiten. Sie können direkt auf der Maschinensteuerung installiert werden oder alternativ können sie die Daten über das Netzwerk, z. B. via des Schnittstellenstandard OPC UA sammeln. Manche Systeme unterstützen zudem eine Kommunikation über das offene Netzwerkprotokoll MQTT direkt mit der Cloud. Variable Softwaresysteme unterstützen dabei die Ausrüstung und Vernetzung von Maschinen unterschiedlicher Generationen bzw. mit unterschiedlichen Bearbeitungsmethoden mit Sensoren. Das ist der erste wesentliche Schritt auf dem Weg zur Digitalisierung im Maschinen- und Anlagenbau.

Zusätzlich ist eine zeitliche Synchronisation der unterschiedlichen Daten wichtig, damit eine Vergleichbarkeit sichergestellt und Abhängigkeiten erkannt werden können. Um eine Aussagekraft der Daten zu bekommen, genügt dementsprechend das reine Sammeln von Rohdaten nicht. Auch in diesem Schritt sind geeignete Softwaretools eine wichtige Unterstützung. So übernimmt bspw. der Data Collector eine Angleichung der Daten direkt zur Laufzeit noch vor dem Speichervorgang. Dabei entstehen große Mengen an hochfrequenten Daten. Deshalb ist bei der Auswahl passender Softwarelösungen und Systemkonfigurationen wichtig, dass die Leistungsfähigkeit der Maschine und die Prozesse der gesamten Anlage nicht beeinträchtigt sind. Um dies sicherzustellen, bietet sich die Auslagerung der Datenspeicherung in Echtzeit auf einer Edge Cloud an.

Die gesammelten Datenmengen gilt es nun in einem nächsten Schritt strukturiert zu analysieren. Gerade hier kann ein eingesetztes intelligentes Ecosystem, wie z. B. die IIoT Building Blocks einen großen Mehrwert bieten. Es unterstützt von der Maschinenüberwachung und Erkennung von Abweichungen bis hin zur Einstellung vordefinierter Warn- und Fehlergrenzen für Messwerte und Maschinendaten, z.B. Alarmierungsmechanismen für Temperatur, Geschwindigkeit, Drehzahl oder Taktzeit. Das Monitoring sowie die Visualisierung von gewünschten Status- und Zustandsinformationen können dabei in Echtzeit auf individuell konfigurierbaren, übersichtlichen Dashboards erfolgen. Dafür eignen sich Open-Source-Lösungen, z.B. die Software Grafana. Die Visualisierung von Ereignissen und Auswertungen kann dadurch individuell für jeden Anwender und für verschiedene Endgeräte, auch für mobile Smart Devices, erfolgen. Automatische Meldungen an den Maschinenbediener oder Experten für die Maschine, bspw. den hausinternen Techniker im Unternehmen oder den externen Servicetechniker sind ebenfalls einstellbar.

Laptopscreen mit Predictive Maintenance-Dashboard

Mithilfe der Sensoren und der IIoT-Lösung können somit die tatsächlichen Beanspruchungen der Komponenten und Bauteile präzise erfasst und visualisiert werden. Darauf aufbauend kann mit intelligenten Algorithmen und Ansätzen von Machine Learning Technologien zudem die zu erwartende Restlebensdauer prognostiziert werden. Unerwartet auftretende Abweichungen, z. B. erhöhte Schwingungen, Störgeräusche oder veränderter Stromverbrauch, die auf eine hohe Abnutzung und einen künftigen Ausfall hindeuten, werden sehr frühzeitig erkannt und erlauben das Bilden von Aussagen und Vorhersagen über die Verfügbarkeit, den Status und Zustand der Anlage. Die Identifikation und Lokalisierung von möglichen Fehlerquellen bilden die Grundlage zur Festlegung des nächsten, prädiktiven nutzungs- und verschleißabhängigen Wartungstermins: Genau darum geht es bei Predictive Maintenance.

Predictive Maintenance bietet zudem die Möglichkeit zur Ferndiagnose und Fernwartung durch den Servicetechniker, wodurch dessen Anfahrt und die Besorgung von Ersatzteilen zusätzlich optimiert werden können.

Grafik zeigt Phasen von Predictive Maintenance
Phasen von Predictive Maintenance

Vorteile durch Predicitive Maintenance

Mit dem Einsatz von Predictive Maintenance gehört die Wartung oder Instandhaltung „stur“ nach dem Kalender oder nach Betriebsstunden der Vergangenheit an. Durch die rechtzeitige Meldung für eine bedarfs- und zustandsgerechte prädiktive Wartung wird die Lebensdauer der Komponenten und Bauteile optimal ausgeschöpft. Neben Aspekten der Wirtschaftlichkeit und Ressourcenschonung kann damit auch der Stillstand der Maschine oder Anlage reduziert werden. Eine frühzeitige Meldung, bevor eine Störung eintritt oder es zum Ausfall kommt, sichert zudem die Qualität der produzierten Erzeugnisse und Produkte ab.

Auch eine vorausschauende Prognose und Planung des Wartungstermins oder der Instandhaltung außerhalb der Betriebszeit ist durch den Einsatz von Predictive Maintenance möglich. Die Diagnose der zu wartenden Komponenten oder auszutauschenden Elemente kann entsprechend der tatsächlichen Abnutzung eindeutig vorgenommen werden. Die erforderlichen Werkzeuge und Ersatzteile werden vom Techniker mitgebracht, da die Maßnahmen bereits vorher bekannt sind. Ein zweiter Besuch im Unternehmen ist nicht erforderlich.

Somit befindet sich die Maschine stets in einem optimalen Zustand. Daraus resultieren eine hohe Ausfallsicherheit, die Schonung der Komponenten und die Sicherstellung der Fertigungsqualität. In der Regel treten keine ungeplanten Maschinenausfälle und Stillstandzeiten mehr auf und die Wartungskosten insgesamt werden minimiert.

Darüber hinaus können mit einem großen Datenbestand prinzipielle Schwachstellen leichter entdeckt und beseitigt bzw. bei Neuentwicklungen berücksichtigt werden. Weitergehend kann die Maschine durch Machine Learning Ansätze künftig selbständig die Leistung so einstellen, dass Extrembelastungen vermieden werden.

Mit Predictive Maintenance starten Sie und Ihr Unternehmen in einen der bekanntesten und wichtigsten Anwendungsfälle von IIoT-Technologien.
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Was ist Predicitve Maintenance?

Predictive Maintenance (vorausschauende Wartung) trifft durch den Vergleich von historischen mit Echtzeit-Daten Vorhersagen über den zunehmenden Verschleiß und Schädigungsverlauf für einzelnen Teilen oder Komponenten von Maschinen. Dadurch sollen Störungen und ungeplante Stillstände von Maschinen und Anlagen verhindert werden.  Durch Muster- und Anomalieerkennung werden auf Basis der Maschinendaten rechtzeitige Zeitpunkte für Wartung und Instandhaltung abgeleitet. Predictive Maintenance setzt deshalb die Erfassung instandhaltungsrelevanter Daten entsprechend des Condition Monitorings voraus.

Ihr Ansprechpartner

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Wir stehen für Ihre Fragen gerne zur Verfügung.

Wolfram Schäfer
Tel.: +49 (0) 7127 / 92 31-0
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